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digital.past

Monographie

Peter Haber: Digital Past. Geschichtswissenschaft im digitalen Zeitalter
München 2011 (Oldenbourg), 184 Seiten, ca. € 29,80 [D].

«Pflichtlektüre für alle, die sich für die digitale Geschichtswissenschaft in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft interessieren.» Mills Kelly

«'Digital Past' ist vor allem ein profundes Handbuch zur Lage der Geschichtswissenschaft im Zeitalter des Internets.» Neue Zürcher Zeitung

 

Weitere Stimmen zum Buch und Leseprobe.

Stimmen zum Buch

Peter Habers 'Digital Past' sollte Pflichtlektüre für alle sein, die sich für die digitale Geschichtswissenschaft in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft interessieren. Das Buch verbindet kunstvoll theoretische Analyse mit praktischen Beispielen, um die Möglichkeiten der digitalen Medien für Historiker zu demonstrieren, ohne die potentiellen Fallstricke zu übersehen. Am besten ist Haber, wo er überlegt, wie Web-2.0-Technologien die Art, wie historisches Wissen entsteht, verändern könnten – mehr in Zusammenarbeit als in einem einsamen Unterfangen – und wenn er den Einfluss von Such-Technologien auf historische Untersuchungen und Heuristik analysiert. Wie wird Geschichte in den kommenden Jahrzehnten geschrieben werden? Peter Habers neues Buch stellt einen Fahrplan für all diejenigen auf, die eine Karriere als Historiker ins Auge fassen.
Mills Kelly, Assoziierter Direktor des Center for History and New Media an der George Mason University

Peter Haber setzt sich seit langem mit „Geschichtswissenschaft im digitalen Zeitalter“ in einer Doppelrolle auseinander: einerseits als Akteur und treibende Kraft, andererseits als Wissenschaftler, der auf Distanz geht und über das Digitale reflektiert. Dieses Buch stellt die Summe seiner Forschungen über allgemeine Entwicklungen der elektronischen Datenverarbeitung und der digitalen Techniken, über Ordnungen bzw. Unordnungen des Wissens im Internet und Web, über digitale Arbeitstechniken und Quellenkritik des Digitalen, was die Frage des Archivs in den Wissensordnungen aufgreift, dar. Haber entwickelt die zwei „Räume“ des nicht-wissenschaftlichen und des geschichtswissenschaftlichen, ergänzt um den wissenschaftlichen Raum in der digitalen Welt und legt dabei den Schwerpunkt der Analysen auf die Verschränkungen zwischen diesen Räumen und auf die Anwendung digitaler Techniken in der Geschichtswissenschaft, die die Geschichtswissenschaft selber verändern.
Wolfgang Schmale, Professor für Geschichte der Neuzeit an der Universität Wien

"Digital Past" ist vor allem ein profundes Handbuch zur Lage der Geschichtswissenschaft im Zeitalter des Internets. Es liefert dem interessierten Historiker und Geschichtsstudenten eine durchdachte Orientierungshilfe und bietet viele Erklärungen und Informationen zu den relevanten Trends und Orten im weltweiten Web.
Urs Hafner in der Neuen Züricher Zeitung vom 9. März 2012 (PDF)

Projektlaufzeit

2005-2009

Leitung

Träger

Historisches Seminar der Universität Basel, Lehrstuhl Prof. Heiko Haumann, mit Unterstützung des Rektorates der Universität Basel und der Freiwilligen Akademischen Gesellschaft (Basel).

Thema

Das Forschungsprojekt gliederte sich in drei Teile:

Der erste Teil untersuchte zwei weitgehend getrennt verlaufene Entwicklungen innerhalb der Geschichtswissenschaft, einerseits die elektronische Datenverarbeitung, die seit den 1960er Jahren zur Anwendung gekommen war, und andererseits die Computervernetzung, die seit den 1980er Jahren zu ersten Veränderungen in der historischen Arbeitsweise geführt hatte.

Es konnte dabei gezeigt werden, wie sich diese beiden Entwicklungen gegenseitig befruchtet haben, als in den 1990er Jahren das World Wide Web weitreichende Auswirkungen auf die unterschiedlichsten Bereiche der Geschichtswissenschaft zeitigte.

Dazu wurden in einem ersten Schritt die Diskussionen vornehmlich in den 1960er und 1970er Jahren analysiert, in denen mit Hilfe der Datenverarbeitung neue, quantitative Methoden der Geschichtswissenschaft erprobt und gleichzeitig bereits unter der Bezeichnung „nichtnumerische Datenverarbeitung“ neue Möglichkeiten des Informationsnachweisens und der Wissensorganisation diskutiert worden waren.

Mit den Möglichkeiten der Vernetzung von Computern wurden in den 1980er Jahren völlig neue Szenarien der Kooperation und der Arbeitsteilung möglich. Nach einem Exkurs zur Geschichte des Internet, in welchem diejenigen technischen Grundlagen vorgestellt wurden, die zum Verständnis der in der Geschichtswissenschaft seit den 1990er Jahren zu beobachtenden Dynamiken unabdingbar sind, wurden in einem zweiten Schritt die Nutzungen und die Potentiale des World Wide Web in der Geschichtswissenschaft dargestellt. Im Zentrum stand dabei der deutschsprachige Raum, ergänzt aber durch zahlreiche Beispiele aus dem angelsächsischen Kontext.

Ein zweiter Exkurs behandelte schliesslich die für die hier diskutierten Fragestellungen relevanten Aspekte der Unterscheidung von analog und digital.

Im zweiten Teil ging es um den Wandel in den Ordnungssystemen des historischen Wissens und um die Frage, wieweit die Medien des Wissens den Umgang mit diesem Wissen prägen. Es wurde die These aufgestellt, dass eine phantasmatische Vorstellung von der Möglichkeit, alles Wissen der Welt versammeln und ordnen zu können, sich als roter Faden durch die Geschichte verfolgen lässt, und dass dieses Phantasma mit dem Aufkommen digitaler Wissensmedien an Wirkungsmacht gewonnen hat.

Nach einer definitorischen Einleitung und einem Verweis auf die neuen ‚Ordnungen der Ordnung’ im digitalen Zeitalter wurden einzelne Ordnungen des Wissens auf ihre mediale und phantasmatische Bedeutung hin untersucht. Dabei interessieren insbesondere Überlagerungseffekte im Übergang von analogen zu digitalen Systemen des Wissens, da sich hier die Zäsuren und die dadurch ausgelösten Verunsicherungen zeigen lassen.

Zur Sprache kam in diesem zweiten Teil auch das Archiv, dessen Bedeutung als Gedächtnis und Speicher geschichtlichen Wissens sich im digitalen Kontext stark gewandelt hatte. Der veränderte Umgang mit Wissen und Nicht-Wissen, mit Ordnung und Un-Ordnung wurde mit dem Begriff Google-Syndrom umschrieben und nicht zuletzt im Hinblick auf das Allwissenheitsphantasma untersucht.

Schliesslich ging es in diesem Teil um das Phänomen Wikipedia, das als kollektiv erstellter Wissensspeicher in den letzten Jahren ein Nachdenken über die Zukunft auch des historischen Wissens bewirkt hatte.

Im dritten und abschliessenden Teil ging es um die Veränderungen in der Praxis des historiographischen Arbeitsprozesses. Die Struktur dieses Teiles orientierte sich an den Arbeitsabläufen der geschichtswissenschaftlichen Arbeitsweisen und begann entsprechend bei der Frage nach den Veränderungen beim Suchen. Anknüpfend an die (Un-)Ordnungen des Wissens wurden die neuen historischen Informationsräume diskutiert. Daran anknüpfend wurde die Bedeutung einer neuen Quellenkritik des Digitalen herausgearbeitet und als eine neue Schlüsselkompetenz für die Geschichtswissenschaft beschrieben.

Das zweite Kapitel widmete sich dem Schreiben und stellte neue Textsorten des historischen Schreibens wie zum Beispiel Weblogs vor. Thematisiert wurden auch die Auswirkungen der Nichtlinearität des World Wide Web auf historische Narrative. Schliesslich ging es in diesem Kapitel um die Möglichkeiten und die Grenzen des gemeinschaftlichen Schreibens.

Das dritte Kapitel widmete sich der Öffentlichkeit der Geschichte und fragte nach der Bedeutung der Medien der Geschichtsschreibung und Geschichtsvermittlung. Dabei interessierten sowohl Veränderungen in der Wechselbeziehung zwischen Fachöffentlichkeit und interessierter Öffentlichkeit, als auch ein Wandel innerhalb der Fachöffentlichkeit, der im Zuge neuer medialer Rahmenbedingungen der Geschichtswissenschaft zu beobachten ist.

Die drei Kapitel dieses Teiles wurden durch zwei Exkurse ergänzt. Der erste Exkurs skizzierte am Beispiel eines digitalen historischen Lexikons für die Schweiz Möglichkeiten und Potentiale eines gemeinschaftlich produzierten komplexen Informationsmediums. Der zweite und letzte Exkurs beschrieb die im digitalen Kontext veränderte Funktionsweise von Rezensionen als Leitsystem für das nach wie vor als Leitmedium des geschichtswissenschaftlichen Informationsraums fungierende Buch.

Der Forschungsbericht wurde als Habilitationsschrift an der Philosophisch-Historischen Fakultät der Universität Basel eingereicht und bildete die Grundlage für das Buch «Digital Past. Geschichtswissenschaft im digitalen Zeitalter», das im September 2011 im Oldebourg Verlag in München erschienen ist.

Kontakt

PD Dr. Peter Haber
Historisches Seminar der Universität Basel
Hirschgässlein 21
CH - 4051 Basel
M: peter.haber at unibas.ch