Was suchen wir eigentlich
"im Internet"? /
Die erste Ebene: Information / Die
zweite Ebene: Referenz
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Was suchen wir eigentlich
"im Internet"? |
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Komplette Literaturlisten? Bilder? Aufsätze? Artikel?
Kontaktadressen? Fakten?
Eine Strukturierung ist nötig, denn je nachdem, wonach
wir suchen oder was wir erwarten, wird die Suchstrategie ganz
anders sein. Deswegen sind einige grundlegende Überlegungen
zur Klassifizierung von Informationen notwendig. Diese Klassifizierung
kann endlos betrieben werden und ist das Fachgebiet von Bibliothekaren
und Dokumentalisten.
Eine mögliche Gliederung könnte so aussehen:
- Literatur
- Nachschlagewerk / Lexikon
- Handbuch / Handbuchaufsatz
- Sachbuch
- wissenschaftliche Monographie
- Sammelband / Festschrift
- Zeitschriftenaufsatz
- Forschungsbericht
- Dissertation / Lizentiatsarbeit / Seminararbeit
- Quellen
- Akten
- Zeitungsartikel
- Bilder
- Interviews / Tondokumente
- ...
Wichtige Einschränkung zu dieser Einteilung: Was eine
Quelle ist und was Literatur, ist immer auch von der Fragestellung
(der Perspektive) anhängig. So ist dieses Scheme nur
eine Orientierungshilfe, die weder vollständig noch unumstösslich
ist. Die Gruppierung wäre auch anders möglich; wichtig
ist, dass Informationen von unterschiedlichen ?Produzenten?
stammen und zu unterschiedlichen Zwecken hergestellt wurden.
Bei der Frage, was wir im Internet suchen, müssen zwei
Ebenen unterschieden werden:
- Erstens: Die Ebene der eigentlichen Dokumente.
- Zweitens: Die Ebene der Verweise auf
diese Dokumente.
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Die erste Ebene: Information
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Zuerst zur ersten Ebene, zu den eigentlichen Dokumenten.
Wir können drei unterschiedliche Fälle unterscheiden:
- Erstens: Das Dokument existiert in gedruckter
Form, nicht aber in elektronischer Form (oder es ist in
elektronischer Form nicht zugänglich, weil nur beim
Autor vorhanden).
- Zweitens: Das Dokument existiert in gedruckter
und in elektronischer Form.
- Drittens: Das Dokument existiert nur
in elektronischer Form (oder ist nur in dieser Form zugänglich.)
Die erste Variante ist heute noch der Normalfall: Bücher
und die meisten anderen Dokumententypen existieren nur in
gedruckter Form. Die zweite Variante ist heute stark am zunehmen
und ist anzutreffen bei vielen Zeitschriften, bei immer mehr
amtlichen Dokumenten und Gesetzestexten, bei Jahresberichten,
Working Papers, Lexika und Nachschlagwerken.
Die dritte Variante ist heute, zumindest in unserem Themenbereich,
eher selten anzutreffen: vereinzelt bei E-Journals, Lizentiatsarbeiten
(die nur in zwei drei praktisch nicht zugänglichen gedruckten
Exemplaren existieren), Diskussionslisten etc.
Eine auch nur annähernde Quantifizierung dieser drei
Bereiche ist nicht möglich, aber als (durchaus als Provokation
gedachte) Faustregel kann man schätzen, dass 95 Prozent
der Texte ausschliesslich oder zumindest auch gedruckt vorliegen.
Oder mit anderen Worten: Nur etwa 5 Prozent der Informationen
liegt nur und ausschliesslich in elektronischer Form vor oder
ist nur via Internet erhältlich!
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Die zweite Ebene: Referenz
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Die Bedeutung der Referenz-Ebene ist bei unserer Arbeit kaum
zu unterschätzen: Ohne diese Referenz-Ebene wären
wir im Meer der Dokument-Ebene verloren. Man kann sich das
vorstellen wie eine Bibliothek, in der alle Bücher auf
einem Haufen auf dem Boden liegen, alles durcheinander: Keine
alphabetische, sachliche oder formale Unterscheidung: Zeitungen
und Bücher, Artikel und Akten quer durcheinander.
Die Arbeit des Einordnens nehmen uns in der "realen?
Welt Bibliothekarinnen und Bibliothekare ab, indem sie Kataloge
und Bibliographien produzieren und dadurch die Informationen
strukturieren.
Mit dieser Struktur müssen wir uns auch vertaut machen
und jede Bibliothek funktioniert ein wenig anders. Aber es
gibt gewisse Regeln, die überall eingehalten werden und
deren Kenntnis Teil unserer wissenschaftlichen Sozialisation
geworden ist. Die Referenz-Ebene ist zentral für jede
Suche, egal ob systematisch oder unsystematisch.
Wie sieht das nun auf dem Internet aus?
- Wir haben gesehen, dass auf der Dokument-Ebene
95 Prozent gedruckt vorliegt und nur 5 Prozent ausschliesslich
digital.
- Auf der Referenz-Ebene ist dies vermutlich
genau umgekehrt: 95 Prozent der Referenz-Informationen können
digital (also via Internet) erschlossen werden und nur 5
Prozent nicht.
- Das sind nicht genaue Werte, es geht uns
lediglich um die Grössenordnung! Diese Verhältnisse
können auch je nach Themenbereich stark variieren.
In anderen Fächern wie zum Beispiel in der Physik oder
in der Klimaforschung sieht das Verhältnis sowieso
ganz anders aus!
Diese Referenz-Ebene hat eine zentrale Bedeutung - auch und
gerade bei der Nutzung des Internet! Das Prinzip ist:
- Ich finde raus, wo ich ein Dokument finde.
- Ich finde nicht das Dokument selbst.
- Gerade das World Wide Web macht ja die Referenz
(also den Link) zum Hauptaspekt.
Es gibt hunderte von Katalogen, die sich überschneiden,
und es gibt auch Dokumente, die nicht erfasst sind. Ein Chaos.
- Es gibt eine technische Strukturierung, bedingt durch
die Protokolle und Dienste, und es gäbe - technisch
gesehen - die Möglichkeit, auch eine inhaltliche Struktur
einzuführen. Allerdings hat mittlerweile niemand den
Überblick, beziehungsweise kann niemand mehr eine einheitliche
Ordnung durchsetzen.
Wir dürfen aber nicht vergessen, dass auch die Systematiken
der "realen" Welt nicht immer einfach zu erfassen
sind, nehmen wir das Beispiel der UB:
- ALEPH-Katalog
- alter systematischer Katalog
- Dissertationenkatalog
- der sogenannte PaterNoster (der alte Allgemeine
Katalog)
- zahlreiche Zusatzhilfsmittel
Wer auf der UB wirklich arbeiten will, muss diese Instrumente
ja auch kennen. Und schon in der Zentralbibliothek Zürich
heissen die entsprechenden Kataloge ganz anders, die Auswahl
ist auch nicht identisch!
- Bleiben wir beim Vergleich mit der UB: Wenn
wir für eine Arbeit Material suchen, werden wir nicht
einfach im Freihandmagazin herumspazieren und einige Bücher,
die uns gefallen, mitnehmen. Aber vielleicht machen wir
einmal einen solchen Spaziergang, wenn wir eine halbe Stunde
Zeit haben und quasi ziellos die Neuerscheinungen mit der
Signatur "eh" (Geschichte) anschauen. Vielleicht
kommen uns auf Umwegen wunderbare Ideen, danach suchen können
wir nicht.
- Ähnlich ist es auch im Cyberspace: Wenn
man ziellos durch das World Wide Web "surft" muss
das nicht verlorene Zeit sein. Im Gegenteil. Aber wenn wir
ein klares Ziel haben, müssen wir uns eine klare Strategie
zurechtlegen.
- Dabei werden wir, wie in der "realen"
Welt auch, vor allem mit Informationen der zweiten Ebene,
mit Referenzinformationen oder sogenannten Meta-Informationen
arbeiten. Sie sind bei jeder Suche oder bei jedem Auffinden
von Information von zentraler Bedeutung um den Informationsfluss
zu strukturieren und die gewünschte Information überhaupt
erst finden zu können.
- Im "richtigen" Leben sind
diese Referenzinformationen klarer vorgegeben: wir haben
etablierte "Systeme" mit festgelegten "Regeln".
- Diese Systeme können Bibliotheken
sein, die uns vertraut sind.
- Oder gedruckte Bibliographien, die wir
regelmässig benutzen.
- Oder einfach die Empfehlungen der Literaturliste
im Semesterapparat.
Im Internet ist alles etwas komplexer:
- Denn ersten haben wir die strukturierende
Hilfe der Bibliothekare nicht oder nicht immer.
- Und zweitens gibt es auch viel mehr
Ebenen:
- Es gibt Referenzinformationen über
Referenzinformationen.
- Und es gibt Stellen, die sammeln diese
Referenzinformationen über Referenzinformationen.
- Und so weiter.
- Das hat damit zu tun, dass das World Wide
Web mit seinen Hyperlinks ein Medium ist, das einen starken
referentiellen Charakter hat.
- Die einzelnen Referenzstufen können
immer neu gebildet und übereinander und ineinander
verschachtelt werden.
- Durch die Breite des Informationsangebotes
(es ist nämlich weltweit) und dem Charakter der Information
auf dem Internet (es sind oft Selbstbeschreibungen von Institutionen,
Broschüren, Artikel zu Sachthemen oder Veranstaltern
etc.) wird das Internet selbst zu einem Informationssystem,
das vor allem (in unserem Bereich etwa 95 Prozent) Referenzinformationen
bereithält!
- Im Moment, in dem man den Ansatz wechselt,
und nicht mehr die Information an sich, sondern zunächst
Informationen über Informationen sucht, wird man erfolgreich
suchen und finden!
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