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Bibliographieren (Berlin, 20. November 2007)

Abstract deutsch

Vom Nutzen und Nachteil des Bibliographierens im digitalen Zeitalter
Wie neue Web-Dienste die wissenschaftliche Arbeit verändern könnten

Der digitale Wandel verändert immer mehr Lebensbereiche, darunter auch die wissenschaftliche Praxis. Am Beispiel des Bibliographierens in den Geschichtswissenschaften soll gezeigt werden, wie die einzelnen Arbeitsprozesse sich verändern und mit welchen Entwicklungen zu rechnen ist.

Die Nutzung des World Wide Web entwickelte sich in den Geistes- und Kulturwissenschaften in mehreren Etappen: In einer ersten Phase ab Mitte der neunziger Jahre wurde das Netz fast ausschliesslich als Recherchierinstrument verwendet, und zwar vorab für Material, das von den klassischen, wissenschaftlich etablierten Institutionen der Informationserschliessung wie Bibliotheken und Archive zur Verfügung gestellt wurde. Die Nutzung von wissenschaftlichen Bibliographien bildete eine der zentralen Anwendungen.

Einige Jahre später gewann die Nutzung des Internet als Medium der Präsentation von eigenen Arbeiten an Bedeutung. Zwischen Textproduzent und Textrezipient entstand ein direkter, aber kaum interaktiver Kontakt, zugleich gewann die Strukturierung des Informationsangebotes durch Suchmaschinen und Portale an Bedeutung.

Seit einigen Jahren zeichnet sich eine neue Etappe im geisteswissenschaftlichen Umgang mit dem Internet ab: Neu stehen Tools zur Verfügung, die es erlauben, das Web mit wenig technischem Aufwand als interaktive und kollaborative Arbeitsplattform für die „historiographische Operation“ (Michel de Certeau) zu nutzen und damit auch zum Beispiel kollaborativ zu bibliographieren.

Im Prozess des Schreibens von Geschichte bedeutet dies einen grossen Wandel: Während langen Jahrzehnten gehörte der Zettelkasten zu den zentralen Arbeitsinstrumenten in den Geistes- und Kulturwissenschaften. Der Zettlekasten war Bibliographier- und Exzerpierhilfe zugleich. Vor wenigen Jahren aber wurde er abgelöst durch Computerprogramme, welche die Arbeit beim Bibliographieren und Exzerpieren erleichtern sollten; Endnote, Citavi, Litlink und ähnliche Programme.

Nun aber bahnt sich bereits die nächste Neuerung an: neuartige Web-Dienste ermöglichen das kollaborative Bibliographieren und Exzerpieren im Netz. Sogenannte Tags sollen dabei die altbewährten Klassifikationssysteme ablösen, die jede wissenschaftliche Bibliographie bisher strukturiert haben. Welche Auswirkungen hat dieser Wandel? Und mit welchen Entwicklungen ist zu rechnen?

 

Abstract english

Bibliography in the Digital Age
How Web 2.0 Could Modify Scientific Research

Digital change is affecting increasing areas of life, including science and research. This paper examines the practice of compiling bibliographies in the historical sciences to illustrate how individual working procedures are undergoing change and which future developments might be expected to occur.

The use of the World Wide Web in the humanities and cultural sciences has proceeded in several stages: from the mid-1990s, the Internet was used almost exclusively as a research tool, predominantly to access materials made available by the classic and scientifically established institutions of information provision such as libraries and archives. Using scientific bibliographies was one of the central applications.

Subsequently, the use of the Internet as a means of presenting research assumed greater importance. The producers of texts and their recipients now entered into more immediate, albeit hardly interactive contact whilst structuring information with the help of search engines and portals became more significant.

Over the past couple of years, a new stage of Internet use in the humanities has emerged: new tools now enable interactive and collaborative working platforms to perform what Michel de Certeau terms the “historiographic operation,” thus facilitating the establishment of collaborative bibliographies online.

Together, these developments involve considerable change for the writing of history: for decades the file-card box was one of the principal tools of the trade in the humanities and cultural sciences. It aided both the compiling of bibliographies and text excerption. Computer programmes designed to facilitate these tasks (such as Endnote, Citavi, Litlink, and others) have only recently taken over from the file-card box.

The latest innovation is already looming on the horizon: new types of Web services now enable Internet-based collaborative bibliographies and text excerption. So-called tags are supposed to take over from established classification systems that have hitherto structured all scientific bibliographies. Which effects will this change have? And which future developments might occur?

Literaturliste / Bibliography

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